Karate-Sommerlager in Lich
(22.06.-25.06.2000)
Klang von Anfang an verheißungsvoll, ganz im Gegensatz zur Wettervorhersage.Ungetrübter Stimmung liefen Skippy und ich dennoch am Donnerstag gegen 10.30 Uhr in Lich ein; mein “Walking on Sunshine T-Shirt” hatte seine Wirkung nicht verfehlt und so waren gegen Mittag nur Schön-Wetter-Wolken zu sehen.
In bewährter Weise nahmen wir die hinterste Ecke des Waldschwimmbades in Beschlag; alles schien so, wie wir es im vergangenen Jahr verlassen hatten. Beim Aufbauen der Zelte konnten wir auf die Mithilfe der Eltern und Geschwister zählen. Vor allem die jüngeren Helfer schritten mitunter so energisch zur Tat, daß die Heringe zum späteren Leid von Jochen eine vom Hersteller unbeabsichtigte Form annahmen (Modell Schillerlocke) beziehungsweise auf nimmer Wiedersehen in größeren Tiefen des Erdreiches verschwanden.
Gegen 14.30 Uhr hieß es bereits, den Weg über die Felder Richtung Trainingshalle anzutreten, da Sensei Ishikawa darauf wartete, unsere Youngster zu “relaxen”.
Wie ich mir habe sagen lassen, begann das diesjährige Training nicht mit einer Einführung in die Kunst des Gi-Zusammenlegens. Am ersten Abend hatten wir dank des Eck‘schen Supergrills unseren kleineren Karatekas zwar schnell ein Mahl bereitet, leider war es auch schnell beendet, da ich beim davorigen Einkaufen offenbar die Magengröße 8-12-Jähriger verkannt hatte; nachdem jeder drei - zugegebenermaßen kleine Würstchen - verspeist hatte, stellte sich betretenes Schweigen ein. Es mußte zwar keiner hungern, aber das Wort Karate (leere Hand) erhielt an diesem Abend hinsichtlich der Würstchen eine völlig ungeahnte Bedeutungsvariante.
Kevin, Konzi, Maike und ich besuchten im Anschluß an das Grillen noch den Ländervergleichskampf, wo unter anderem auch die späteren deutschen Meister (Kata Mannschaft Damen/Herren) zu sehen waren. Skippy bereitete unterdessen, sicherlich unter Mithilfe unseres Feuerspezialisten L., das Lagerfeuer vor.
Wir beschlossen diesen Tag -wie auch die folgenden- am Lagerfeuer.... lauschten den “Romanen” von Wladimir, den Witzen von Alex, L., Roman und Steffi sowie Jochens chinesischem Märchen; des öfteren erhielten wir Besuch und so erweiterte sich die Runde auf angenehme Weise. Kartoffeln und Brote wurden auch zu später Stunde gegrillt und sorgten für Gemütlichkeit. Es wurde viel gefachsimpelt, geschmunzelt und gelacht, bei den Kleineren aber auch aufgemuntert, getröstet und Streitereien geschlichtet.
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Die Tage begannen in der Regel mit einem Schokodrink und Nutella-Brötchen – der, so zu sagen vielgepriesenen, klassisch- kohlenhydratreichen Sportlernahrung. Diverse Jugendliche des KD Limburg umkreisten uns in den frühen Morgenstunden nach durchzechter Nacht hyänenartig und versuchten, ihre Lebensgeister durch ein übriggebliebenes, energiespendende(s) Getränk/ Essensvorräte zu wecken. Was das “Spülen” des Plastikgeschirrs durch die Kinder betraf, so gestaltete sich dies -ob nun vormittags oder abends- unterschiedlich effektiv; beliebt war vor allem das Teller-Ausschütteln! Andere durften durch vorwitziges Verhalten -unter Beobachtung der Lagerleitung- die Reinigung auf bewährte, konventionelle Weise durchführen, was sehr gute Ergebnisse hervorbrachte. Das Mittagessen verlief diesbezüglich weniger anstrengend, da wir in der Cafeteria speisten und dort ein gewisser Service mit inbegriffen war. Nichtsdestotrotz halfen alle Kinder immer, den Tisch mit abzuräumen, was beim Küchenpersonal gut ankam und an dieser Stelle ein dickes Lob verdient. Die Zeit bis zum anschließend stattfindenden Training füllten wir mit Tisch-Fußball, Ballspielen auf der Wiese beziehungsweise mit Tabu. |
Das Kinder-Training betreffend, müßte man nun eher andere sprechen lassen. Rauszuhören war jedoch eine besondere Vorliebe für Detlef Herbst, dem eine spielerische Herangehensweise an bestimmte Übungen eigen sein muß.
Festzuhalten bleibt jedenfalls, daß den Kindern trotz zweimaligen Trainings immer noch genügend Energien blieben für: Schwimmen [manche nahmen sich nicht einmal die Zeit, das Badezeug anzuziehen], Ball über die Schnur [allen voran Andreas und Jan-Niklas als Supersprinter sowie der harte Kern bestehend aus Kevin, Robert und Roman], Volleyball, Fußball [Christian, Kevin, Konzi, Simon], Pool [Daniel, Steffi], Hulahup [Christian, Kevin, Konzi, Robert], Seilspringen, Gummi-Twist [Daniel, L., Katharina und Steffi], Frisbee [Alex, Konzi und Steffi] und diverse Wettkampfspiele [Daniel schien eine Vorliebe für Zelte zu haben, Morgaine zeigte besonderen Kampfgeist, Patrick hielt sich nicht immer an die übliche Ziellinie].
Das Frösche-Fangen stand bei allen ganz oben auf der Hitliste der Aktivitäten, doch manche waren bei ihren Fröschen etwas wählerischer als andere [Wladimir] beziehungsweise versuchten einen Prinzen wachzuküssen [Steffi]. Die Schlecht-Wetter-Periode überbrückten wir mit dem Mörderspiel; Ryan war bei diesem Spiel besonders gefürchtet und machte es den ansonsten sehr eifrigen Agenten wahrlich schwer.
Eine Herausforderung stellten in der Nacht von Freitag auf Samstag die sintflutartigen Regenfälle dar, die gegen 4.30 Uhr einsetzten. Das Arche-Noah-Verdienstkreuz müßte in diesem Zusammenhang Skippy zuerkannt werden, der an vorderster Front verhinderte, daß sich die, im Zeltdach angesammelten Wassermassen schlagartig über unseren Karatekindern entleerten. Robert mag das anders empfunden haben, aber alle anderen sind, glaube ich, glimpflich davongekommen. Zusammen mit Jochen und meiner Wenigkeit bauten wir in einer Nacht-und-Nebel-Aktion die Rund-Zelte um, profitierten gegenseitig von den sehr unterschiedlichen Erfahrungen in Knoten- und Statikkunde und bewahrten trotz permanenter Berieselung von oben erstaunlich viel Humor. Bei einem virtuellen Kaffee und echter Wärme aus dem Gasgrill konnten wir um 7.00 Uhr unser Werk vom Pavillon aus endlich zufrieden betrachten. Insgesamt gesehen hat sich wirklich jeglicher Einsatz für unsere jüngeren Karatekämpfer gelohnt, zahlten sie unsere Bemühungen doch auf so vielfältige Weise zurück...sei es durch vom Mund abgesparte Apfellutscher, Rückenmassagen, Angeboten, mich auch bei tiefer Nacht durch den Wald zu begleiten, der Leihgabe von Regenjacken, der geistigen Unterstützung beim Verfassen von Texten, Typberatungen, nachsichtige und aufmunternde Worten bei spielerischem Versagen (Ball über die Schnur), der elterlich besorgten Frage nach der Uhrzeit der Rückkehr und dem Alkoholkonsum auf der Abschlußfete sowie das Vertrauen, daß man mit Geheimnissen sorgsam umgehen würde. Das Mit-Denken, Mit-Helfen und kreative Erfinden von Spielen hat des weiteren viel Freude bereitet ! Nun etwas zur erwachsenen Besetzung des Sommerlagers. Skippys heldenhafte Aktionen sind im obigen Beispiel ja schon angedeutet worden. Abgesehen davon, daß er vor Beginn des Sommerlagers zunächst die Zelte von Kaiserslautern (oder doch Bad Kreuznach ?) abgeholt, unterwegs bei “Toys ‘R us” Spiele besorgt sowie alle finanziellen Angelegenheiten geregelt hatte, äußerte sich sein tägliches Engagement auch in den spontanen Auflösungserscheinungen seiner Jeans, die mangels Nähzeug den Kauf einer neuen Karate-Gi-Hose erforderlich machten. Diese wurde verständlicherweise auch außerhalb der Trainingszeiten getragen. In Kombination mit einem grünlich fluoreszierenden Anorak (inklusive Eskimokapuze) entwickelte er sich zu einer wahrlich aufsehenserregenden Erscheinung, die wir - ob gewollt oder ungewollt- nicht mehr aus dem Auge verlieren konnten.
Durch das tägliche, manöverartige Kontrollieren der Trainingsausweise, der Schwimmbad- und Essenskarten vor dem Abmarsch in Richtung Lich Down-Town ist ihm (neben vielen anderen Dingen) zudem der reibungslose Ablauf des Betretens von Trainingshalle, Schwimmbad und Cafeteria zuzuschreiben, was mit 17 Kindern manchmal schon ein kleines (?) Kunststück ist. Hans hat uns mit Rat und Tat immer zur Seite gestanden, eingekauft, den Essensplan hinsichtlich seiner Vielfalt abgerundet und vor allem die Würstchenzahl nach meinen Schätzungen noch einmal aufgerundet. Er verdingte sich als Essens-Vorkoster in der Pizzeria, in die wir am letzten Tag mit den Kindern gingen, half mit, die Kinder bei Regen im Auto zu transportieren und war für praktische Tips immer die richtige Anlaufstelle. Bänke und Tische am Zeltplatz kamen und verschwanden wie von Geisterhand. Ganz unabhängig davon verdanke ich ihm eine positive Bilanz auf meinem Konto, da er zur rechten Zeit am rechten Ort war und so meinen Wagen vor dem Abschleppdienst bewahrte. Sensei Eck sorgte zum einen für unser leibliches Wohl (frühmorgendliches Eierbacken, Richten der Türme von Pisa) zum anderen dafür, daß wir geistig nicht verkümmerten (chinesische Weisheiten am Lagerfeuer / strenge Worte zur Jugend nach der ersten Nacht). Seine Schirmherrschaft drückte sich nicht nur in seiner Funktion für den DKV sondern auch durch das Mitbringen eines, in diesen regnerischen Tagen wertvollen Pavillons aus. Auch der Kinder-Shuttledienst per Auto effektivierte sich dank seiner Fahreinsätze. Apropos Fahreinsätze: die beladenen Schubkarren könnten durch verstärkte Konzentration auf den Hara zukünftig womöglich besser unter Kontrolle gebracht werden. Aber “Vertrauen ehrt”, habe ich mir sagen lassen. Nach dem Schubkarrenvorfall an der Brücke erscheint seine Vorliebe für in Dosen abgefüllte Getränke in einem ganz anderen Licht. Jochen hat so manches gerade gebogen, sogar die Heringe.
Summasumarum waren wir ein gutes Team, mit dem ich ohne Bedenken auch in entgegengesetzte Klimate (Wüste ?) ziehen würde und in dem, für meine Begriffe, keiner der Kleinen und Großen hätte fehlen dürfen.
Es berichtete: Nicole Roos (Karateverein Limburg)