Kennt man Karate nur aus Film und Fernsehen, so ist es verständlich, wenn man diese ursprünglich aus Okinawa stammende Kampfsportart mit brutalen Schlägereien und dem Zertrümmern von Ziegelsteinen gleichsetzt.
Professor Funakoshi, der Vater des modernen Karate, wählte bewußt den Ausdruck Karate-do, um neben dem Aspekt der Kampfkunst mit leeren Händen auch den im Karate-do liegenden Weg (do) zur Formung des eigenen Charakters zu verdeutlichen.
Wahres Karate beruht auf der geistigen Einstellung, sein Inneres von Negativem zu "leeren" und dem Gegner mit Respekt und Fairness gegenüberzutreten.
Karate basiert auf 3 Säulen:
- Kihon (Grundschule)
- Kata (Form mit festgelegten Technikfolgen)
- Kumite (Partnertraining)
Kihon:
"Interessenten", die Karate lernen wollen, um möglichst schnell für den "Straßenkampf" gerüstet zu sein, verlassen erfahrungsgemäß sehr schnell den Verein, denn nicht nur am Anfang des Karatelebens steht das Erlernen und permanente Vertiefen der Grundtechniken. Erst wenn man die Techniken ohne Nachdenken, aus dem Bauch heraus, ausführen kann, ist man in der Lage, sich auch im Kampf zu beweisen.
Kata:
Zu Zeiten, als Karate noch geheim war und nicht offiziell gelehrt werden durfte, wurden die Abwehr- und Angriffstechniken in Form von fest vorgegebenen Ablauffolgen von Generation zu Generation weitergegeben. Eine Kata ist somit keine ästhetische Turnübung sondern Kampf mit einem oder mehreren Angreifern. Nur wenn der Karateka vor seinem geistigen Auge den Gegner "sieht" und auf dessen Angriffe mit kraftvollen Techniken reagiert, "lebt" eine Kata. In der in unserem Verein praktizierten Stilrichtung "Shotokan" existieren ca 30 verschiedene Kata, die jeweils einen ganz bestimmten Schwerpunkt aufweisen.
Jürgen Fritzsche (Kata-Spezialtrainer unseres Vereins) demonstriert, wie Kata “gelebt” werden kann.
Kumite:
Im Gegensatz jedoch zu anderen Sportarten, wie z.B. dem Boxen, wird der Partner hierbei nicht getroffen.
Damit die Angriffstechniken dennoch mit voller Dynamik und maximaler Kraft ausgeführt werden, wird das Ziel vor den Körper des Partners verlagert,
Das oberste Gebot ist in allen Fällen die Achtung vor dem Partner
Achtung bedeutet jedoch auch, daß man den Partner als gleichwertig akzeptiert und so mit voller Kraftentfaltung kämpft. Das Wesentliche, was bei vielen Turnieren oft übersehen wird, ist nicht Sieg oder Niederlage, sondern die Entwicklung des eigenen Ich's, so daß der Karateka physische und psychische Hindernisse überwinden kann (nach Masatoshi Nakayama)
Die in der Grundschule erlernten und in den Kata in Form fester Ablaufsequenzen eingeübten Techniken werden im Kumite in ihre praktische Anwendung umgesetzt. Beginnend mit den grundschulmäßigen Kumite (Kihon-Kumite), bei dem die Partner festgelegte Angriffe und Abwehrtechniken miteinander trainieren, reicht die Spanne bis zum Freikampf (Jiyu-Kumite), bei dem erfahrenen Karateka ihre Kräfte miteinander messen.