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Licher Sommercamp 2001



Grasgrüne Fußsohlen sind bei weitem nicht alles, was an farbigen Eindrücken aus den Tagen der Karate-Sommerschule in Lich zurückgeblieben ist.
Indirekt ist damit nun schon gesagt, dass wir aufgrund des diesjährig guten Wetters keine Arche Noah beladen mußten – auch wenn einige unserer Karateka durch das Errichten biberähnlicher Dämme den Wasserpegel des kleinen Baches im Waldschwimmbad beträchtlich steigen ließen.

Zu bemerken war gleich zu Beginn des inzwischen traditionsreichen Zeltlagers eine etwas größere Coolness, die auch im Sonnenbrillenlook unserer licherfahrenen Youngster ihren Ausdruck fand, so daß die zwei Tipis und weitere Zelte binnen kürzester Zeit fachmännisch aufgebaut waren..

Im Hinblick auf den folgenden organisatorischen Verlauf, der sich in diesem Jahr durch die beachtliche Zahl von 17 Kindern - die zudem in zwei verschiedenen Gruppen trainierten - etwas verkomplizierte, war Gelassenheit übrigens nie Mangelware. Eigentum wurde grundsätzlich kommunenartig verwaltet und der Öffentlichkeit großzügig zur Verfügung gestellt. Konkret bedeutete dies, dass wir des öfteren Lehrgangskarten, Faustschützer, Gürtel, Portemonnaies auf dem Rasen, in Schlafsäcken und der Trainingshalle suchten und im Licher Dojo quasi schon per Handschlag und mit wissendem Lächeln begrüßt wurden. Ich bin mir sicher, dass wir zur Einrichtung eines Fundbüros im nächsten Jahr maßgeblich beigetragen haben (bestimmte Nachnamengruppen sollten dabei besser doppelt besetzt werden). Dass eine verwunderte Fabienne gegen Ende des Lehrgangs mitteilte, seit geraumer Zeit eine ihr fremde Gi-Hose im Training zu tragen, konnte uns dann auch nicht mehr schocken
Ansonsten boten sich schon deswegen keine größeren Schwierigkeiten, weil wir uns jederzeit an dem von Harald bereits Wochen vorher ausgearbeiteten und in Folie wasserfest eingeschweisten KaTuBL (Karate Trainings- und Betreuungsplan Lich) orientieren konnten. Der KaTuBL war unser Mekka nach dem wir immer in Richtung Halle pilgerten. Unterwegs gab es viel zu erzählen. Für meine Freizeitgestaltung erhielt ich hinsichtlich CD-Kauf und Kino-Besuch hilfreiche Impulse, die mich sicherlich vor Fehlschlägen bewahren werden.
Das Training war - wie nicht anders zu erwarten - genial, hat den Spaß am Karate vermittelt aber auch gezeigt, wie entsetzlich viel es noch zu lernen gibt. Insbesondere Ishikawa brachte uns durch das Üben vermeintlich einfacher Grundschultechniken auf den Boden der Tatsachen zurück. Hüfte, Arme und Beine arbeiteten leider viel zu häufig völlig unrrrrrelaxed gegeneinander und von der vielpropagierten familiären Einheit der Körperteile war so mancher weit entfernt. Ja ja, die liebe Koordination...es war fast ein bißchen frustrierend. Die Stahlfeder Fugazza weihte uns in die höhere Kunst des Taisabaki ein. Fugazza (unter Insidern auch Sensei Attaco-contra-attaco genannt) scheint jede Technik zu zelebrieren und sie für sich zur Kunstform zu entwickeln. Einsatz ließ er nie vermissen und seine daraus resultierende sichtliche Zufriedenheit spornte an. Niino hat nach einem interessanten Aufwärmtraining (z.B. Klettern in der Horizontalen) in beeindruckender Weise die Kata Jion in ständiger Abwandlung der Heian Shodan entwickelt und sowohl denen, die die Kata nicht kannten, wie auch den Fortgeschritteneren eine spannende Trainingseinheit geboten.
Am meisten Spaß hatten die Kinder offensichtlich bei Annette Christl. Unsere verspannten Muskeln wurden zunächst durch angenehme Lockerungsübungen wieder in die normale Länge gebracht. Wiederholtes Ausführen bestimmter Suri-Ashi-Kumitetechniken bescherte nicht nur eine gewisse Automatisierung, sondern auch Erfolgserlebnisse und dem Kopf eine Erholungspause.


Auch im Waldschwimmbad ging die Beschäftigung mit Karate weiter. So wurde unter Anleitung von Alexander P. Heian-Katas auf Anfrage an zahlreiche Lernwillige vermittelt. Meine Lektüre zur Mittagszeit auf dem Rasen fand öffentliches Interesse und so schmökerten wir bald zu siebt (Alexander T., Daniel, Florian, Konsi, Pascale, Tobias) und tauschten uns über die gelesenen Kapitel (Thema Mut, das richtige Verhalten im Dojo etc.) aus dem Buch „Samurai-Geist“ von Thomas Preston aus.

Gegen Abend fand man sich in gemütlicher Runde am Lagerfeuer ein, um dort entweder den Schauergeschichten von R.L. Stine oder den Episoden aus dem Leben des Käptn Blaubär zu lauschen. Ein absolutes Muß waren natürlich die Zigarrenpausen zwischen den Geschichten. Man drehte sich eifrig Zigarren der lebensverlängernden Marke „WiTem“ – eine Mischung aus zarten Wiesengräsern umhüllt von Tempotaschentüchern. Die Schwimmbadleitung möchten wir an dieser Stelle darauf hinweisen, dass zusätzliche Anpflanzungen zwecks Schließung der Grasnarbe um den Lagerfeuerplatz durchaus angebracht wären.

Der absolute Favorit war die Geschichte„Die Monsterschule“, die nicht nur inhaltlich sondern auch vom Umfang her monströs war; unser Obervorleser Kevin brauchte dafür bei Taschenlampenschein drei Abende. Das pädagogisch Wertvolle an der Geschichte war zum einen, dass es keine Zigarrenpause mehr gab, zum anderen, dass nach allen gruseligen Darstellungen (Lehrerinnen mit Fingersandwiches in der Pause, Helga, die gerne einen Imbiss im Möbelhaus nahm, Bernhards gierige Glubschaugen und die sabbernde Rachel etc.) unsere Karate-Kinder immer im Einvernehmen und auch recht müde ins Bett gingen und es keiner mehr wagte, das Zelt alleine wieder zu verlassen. Des öfteren hörte man von den Schlafsäcken aus Kommentare wie: „ Das sind doch nur die Waschbären“. Die Auswirkungen dieser Geschichte dürfen allerdings auch nicht verschwiegen werden.

Wladimir scheint sich das Verwandlungskapitel sehr zu Herzen genommen zu haben, wie der E.T.-ähnliche, etwas unflätige Verband zeigt. Nach Hause wollte er aber nicht, erkannte grinsend die Vorteile seines Handicaps (die wir hier nicht näher ausführen wollen) und ersparte sich und unserem Krankenbetreuer Hans durch seine Tapferkeit die Verabreichung von schmerzlindernden Zäpfchen.


 

Des weiteren machten mich die nachmittäglichen Essensgewohnheiten unserer Youngster nachdenklich. Zu einer monströsen Portion Pommes mit Mayo gesellten sich meist ebenso monströse Schlumpfgummibärchen, die in fieser Kombination mit Eis und Kaugummi des öfteren für Magengrummeln sorgten. Erschwerend kamen Carepakete der Eltern hinzu, die sich aufgrund der anfänglichen Nahrungspleite (Würstchenengpässe) im letzten Jahr verständlicherweise Sorgen machten. Anlass zur Sorge bestand unterdes in diesem Jahr nicht, da wir exzellente Würstchen und Steaks sogar von Lukas persönlich aus Limburg angeliefert bekamen. Besonderen Dank an ihn an dieser Stelle, dass er an diesem Tag trotz starker Erkältung den Weg zu uns fand.

Meine Bemühungen diese fleisch- und süßigkeitenlastige Ernährung schon zum Frühstück durch vitaminreiche Kost (Gurken) zu ergänzen, wurden von der Männerwelt lediglich mit geringschätzigen Blicken und einer Schwangerschaftsdiagnose quittiert. Also, positive Auswirkungen in Sachen Essen hatte die Monster-Geschichte auf gar keinen Fall. Positiv hervorzuheben ist hingegen die Inspiration, die Sensei Eck aus dem „Gourmetica -Kapitel“ des Käptn Blaubär schöpfte.

Am zweiten Tage wurden wir mit Eier und Speck verwöhnt, die uns wahrlich sehr gut mundeten. Nicht unterschlagen wollen wir natürlich auch die vitalisierende Capucchinoversorgung durch den vielseitig einsetzbaren Eck’schen Grill, der auch in diesem Jahr nicht fehlen durfte.Der auf dem Bild etwas gestreßte Blick des Sensei angesichts der hungernden, um ihn versammelten Horde, lockerte sich bald darauf beim Boccia-Spiel, wo er mit unseren Karateka (vor allem Maike, Roman, Wladimir und Dennis) eine etwas ruhigere Kugel schob.

Spuren im alltäglichen Leben muß auch die „Tratschwellen-Episodeaus oben genanntem Buch hinterlassen haben, wie sonst erklärt es sich, dass ein ständiges Quasseln zu jeder Tages- und Nachtzeit umherging; sogar die Vögel wetteiferten ab vier Uhr morgens mit wahrlich ohrenbetäubendem Lärm. Wer in der Frühstücksgesprächsrunde fehlte, wurde – wie die Fotos dokumentieren - mit Nachdruck aus den Federn gescheucht.

Diese unerfreuliche Entwicklung versuchten Skippy und ich bei den Kindern und Jugendlichen durch folgende Erfindung einzudämmen:Man nehme ein geköpftes Streichholz, klemme es zwischen Ober und Unterkiefer besonders tratschfreudiger Personen und genieße das gedämpfte, unverständliche und laienhafte Stammeln, das nur hin und wieder durch lauthalses Lachen unterbrochen wird. Spaß beiseite, die Fotoaufnahmen zeigen uns beim Altennachmittag- bzw. Tabu-Spielen, das bei Einhaltung der normalen Spielregeln offenbar keine Herausforderung mehr bot.

 

Kreativ zeigte man sich auch bei der Aufnahme von Getränken.


Die dargestellten Aktionen wären für einen Werbeslogan ideal geeignet, verdeutlichen sie nicht nur den Spaßfaktor den das Trinken von Mineralwasser mit sich bringen kann, sondern auch die geschmacksverlängernde Komponente – hier angedeutet durch den Schlauch- und die nicht zu übersehende sportliche Leistung, die das ganze Unterfangen erfordert.

Der Einfallsreichtum unserer Kinder erreichte bei der Gestaltung von Haralds Bart mit Gel einen weiteren Höhepunkt. Die Bemühungen der Stylisten brachten, wie hier zu sehen, einen zweiten, etwas extravagant anmutenden Mooshammer hervor.

 

Andere Stylisten machten aus Jan-Niklas und Andreas, die im Sand eingegraben waren, Jana und Andrea. Wie in jedem Jahr sammelten wir Frösche (den Kaulquappen gönnte man im Kinderplanschbecken unter Beobachtung Auslauf), bestaunten „Wasserskorpione“ und Bachflohkrebse, krönten Tobias zum Bademeister, übten uns im Pedalo-Fahren (Philipp ist eindeutig der Pedalo-Held), und Volleyball (das allmählich „Ball über die Schnur“ zu ersetzen scheint), rätselten, schwammen, spielten Football, Frisbee, Strand-Tennis und so weiter.

 
Auffällig fand ich die schöne Gemeinschaft unter den Kindern und Jugendlichen, das unkomplizierte Miteinander auch unter Skippy, Hans, Jochen, Harald und mir als Betreuer. Es war viel Sports- und Teamgeist zu spüren. Die Tatsache, dass wir es am letzten Abend vorzogen unter uns zu bleiben, anstatt die kaum 400m entfernte Waldschwimmbad-Fete zu besuchen, könnte nicht besser den Spaß und die Kurzweiligkeit, die diese Tage in unserem Dojo-Zeltdorf bestimmten, belegen

 

Bis zum nächsten Jahr Oss Nicole

 

 

Liebe Nicole,
wir werden Dich bezüglich des “bis zum nächsten Jahr” beim Wort nehmen.
Auch wenn Du jetzt in das (hoffentlich nicht so feindliche) Ausland (lies: nach Bayern) verschwindest, wir rechnen beim nächsten Licher Kindercamp ganz fest mit Deiner Anwesenheit.
Oss
Harald

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